Wie Sie das Bordleben geniessen und gleichzeitig die Umwelt schonen?
Ein Segel- oder Motorboottörn bedeutet Freiheit pur. Schönes Wetter, tolle Küsten, atemberaubende Natur und herrliche Meere helfen, den Alltag hinter sich zu lassen und den Moment zu geniessen. Wer freut sich nicht darüber, wenn Delfine in der Bugwelle surfen oder Meeresschildkröten an der Wasseroberfläche Sonne tanken? Wer saugt nicht gern die salzige Meeresbrise auf und lässt sich von atemberaubenden Landschaften bezaubern? Solche Erlebnisse und Momente geben Kraft und Energie für den Alltag. Damit das so bleibt, müssen wir zur Umwelt Sorge tragen und sie wertschätzen.
KYMA sea conservation & research, die Schweizer Meeresschutz-Organisation, hat Tipps für Sie zusammengetragen, wie Sie einen Törn möglichst umwelt- und tierfreundlich gestalten können. So leisten Sie einen wertvollen Beitrag und bewahren das, woran Sie Freude haben.

Photo: David Bittner
An- und Abreise
KYMA freut sich ganz besonders über alle, die sich für einen Segeltörn entscheiden, statt auf Kreuzfahrt zu gehen. Sie haben also schon den ersten Schritt gemacht und eine umweltschonendere Ferien-Variante gewählt! Doch auch beim Segeln (und beim Motorbootfahren) gibt es einiges, worauf Sie achten können! Es beginnt bereits bei der Anreise: Ziehen Sie wann immer es geht den Zug dem Flugzeug vor. Es gibt zwar die Möglichkeit, bei Fluggesellschaften mit einem kleinen Aufpreis CO₂ zu kompensieren. Aber grundsätzlich sollten Emissionen zuerst vermieden, dann verringert und erst, wenn das nicht möglich ist, kompensiert werden. Auch wenn die Kompensationszahlungen jeweils in Umweltschutz-Projekte fliessen, ist es besser, gar nicht erst Emissionen zu verursachen.
Schadstofffreie Kosmetika
Auf einem Törn scheint oft die Sonne. Sich mit einem Sonnenschutz einzucrèmen ist wichtig für die eigene Gesundheit. Doch Achtung: Viele Produkte enthalten Giftstoffe, die sowohl dem eigenen Körper als auch – und ganz besonders – den Meerestieren und den Korallen schaden: Bevorzugen Sie Crèmes, die mineralische UV-Filter und keine chemischen UV-Filter (Octinoxat und Oxybenzon) beinhalten. Das gilt übrigens auch, wenn Sie zu Hause sind: Denn das Abwasser aus dem Landesinnern – oder aus einem Binnenland – führen schliesslich ebenfalls ins Meer! Wichtig ist auch, dass Sie nach dem Eincrèmen abwarten, bis die Crème vollständig eingezogen ist, bevor Sie schwimmen gehen. Achten Sie nicht nur beim Sonnenschutz, sondern auch bei Shampoo und Duschgel auf den Inhalt: Sie sollten mikroplastikfrei und pH-neutral sein. Am besten verwenden Sie umweltfreundliche Seifen. Für Ihre Gesundheit und diejenige der Meere!
Begegnung mit Meerestieren
Sind Sie unterwegs, begegnen Ihnen womöglich Meerestiere – was Sie bestimmt nachhaltig beeindrucken wird. Geniessen Sie den Anblick der majestätischen Delfine! Wenn Sie Glück haben, sichten Sie vielleicht sogar Wale! Denn auch im Mittelmeer gibt es sie, die Riesen der Meere. Ganz wichtig ist generell bei einer Begegnung mit Wildtieren: Überlassen Sie es jeweils den Tieren, wie eine Begegnung ablaufen sollte! Steuern Sie nicht direkt auf sie zu, sondern halten Sie Abstand, füttern Sie sie nicht und fassen Sie sie nicht an. Vergessen Sie nicht: Sie sind in ihrem Lebensraum zu Gast. Ist das Schiff in Fahrt und es gesellen sich Delfine dazu, sollten Richtung und Geschwindigkeit möglichst beibehalten werden. Befindet sich allerdings ein Pottwal auf Ihrem Kurs, ist Beidrehen und auf Abstand bleiben die einfachste Lösung!
Kleiner Exkurs: Was tummelt sich im Mittelmeer?
Pott- und Finnwale sowie verschiedene Delfinarten und Meeresschildkröten können im Mittelmeer durchaus gesichtet werden. Leider gibt es dafür keine hundertprozentige Garantie – gerade die Wale und Meeresschildkröten sind stark gefährdet. Dennoch gibt es auch im Mittelmeer einige Reviere, die je nach Jahreszeit als «Hotspot» gelten: Die Strasse von Gibraltar ist ein spannendes Gebiet für Meerestierliebhaber:innen. Auch zwischen Toulon, Sardinien und dem italienischen Festland im Ligurischen Meer kann es grössere Ansammlungen von Meerestieren geben. Dort hat es ein riesiges Schutzgebiet namens Pelagos, in denen Delfine und Wale im Sommer viel Nahrung finden. Doch überall im Mittelmeer können Sie Meerestieren begegnen – wichtig ist, dass Sie stets die Wasseroberfläche aufmerksam im Blick haben. Denken Sie bitte immer daran, die Tiere auf keinen Fall zu stören!

Photo: Julia Hengste
Seegraswiesen: Achtung beim Ankern!
Sie haben sicher bereits von den Seegraswiesen, dem Neptunseegras (Posidonia oceanica), gehört, die sich auf dem Grund des Mittelmeers befinden. Diese Wiesen sind besonders häufig in geschützten Buchten anzutreffen, weil dort die Bedingungen (Temperatur, Salzgehalt und Licht) ideal für ihr Wachstum sind. Seegraswiesen haben eine immense Bedeutung für das Ökosystem des Mittelmeers: Sie tragen zum Küstenschutz bei, bieten Nahrung und sind ein Lebensraum mit hoher Biodiversität. Nicht zuletzt sind Seegraswiesen die Kinderstuben für zahlreiche Meerestiere. Die Neptunseegraswiesen werden leider immer wieder durch Unachtsamkeit oder Unwissen beschädigt – obwohl sie unter Schutz stehen. Über 30% dieses Lebensraums gingen bereits verloren. Anker und Ankerketten zerstören die Seegraswiesen. Bitte achten Sie also darauf, nicht auf ihnen zu ankern und sie auch bei Tauchgängen nicht anzufassen. Sie wachsen nur etwa 1 Zentimeter pro Jahr und erholen sich deswegen sehr schlecht bis überhaupt nicht.
Abfallentsorgung und Einwegplastik
Achten Sie bitte darauf, nichts über Bord zu werfen – auch keine organischen Abfälle. Benutzen Sie, wenn immer möglich, kein Einwegplastik. Und lassen Sie Ihren Grauwasser- und den Schwarzwassertank abpumpen, statt das Abwasser ins Meer zu schütten. Schwimmt Ihnen zufällig beim Baden oder Segeln Abfall entgegen, oder liegen Sie an einem Strand, der nicht gesäubert ist, dann wäre es toll, wenn Sie den Abfall einsammeln und sachgerecht entsorgen würden – auch wenn er nicht von Ihnen verursacht worden ist. Die Meerestiere sind dankbar für jedes Plastikteil und jeden Zigarettenstummel, die nicht im Wasser landen oder die daraus entfernt werden!

Photo: Ursula Meisser
Meerestierkonsum
Auch wenn Sie sich gerade am Mittelmeer befinden und jedes Restaurant Fisch oder andere Meerestiere auf der Karte hat – versuchen Sie, darauf zu verzichten! Denn wahrscheinlich stammen die Tiere weder aus dem Mittelmeer, das zu über 78% überfischt ist, noch von örtlichen kleinen Fischern, die mit Angelrute unterwegs sind – sondern von irgendwoher, gezüchtet oder gefangen durch die industrielle Fischerei, die mit ihren Schleppnetzen den Meeresgrund zerstört und weltweit grossen Schaden anrichtet: 93 Prozent der wirtschaftlich genutzten Fischbestände sind überfischt oder zusammengebrochen! Das ist eine Menge! Nur, weil die Welt einen unstillbaren Hunger auf die Tiere hat. Zudem landen Millionen Delfine, Haie, Meeresschildkröten oder Seevögel als Beifang in den Netzen und sterben. Ein Verzicht ist auch gut für Ihre Gesundheit: Wer Meerestiere konsumiert, isst Gift und Schadstoffe gleich mit. Viele Tiere enthalten Quecksilber, PFAS, Blei, Kadmium, Arsen und Mikroplastik. In hohen Konzentrationen beeinträchtigen diese Schadstoffe unsere Körper.
Beachten Sie all das, steht einem genussvollen Törn ohne schlechtes Gewissen nichts im Weg! KYMA und das Mittelmeer sowie all seine Bewohner danken es Ihnen von Herzen!

Photo: KYMA Silvia Frey
Was wir tun:
Wir setzen uns für das Leben im Meer ein. Unsere Arbeit beinhaltet Forschung, Bildung und politische Kampagnen.

Photo: KYMA Tania Lienhard
- KYMA sea conservation & research hat mit einer Petition gegen Mikroplastik erreicht, dass ab 2026 Mikroplastik in Kosmetika und im Waschmittel in der Schweiz verboten sind. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung!
- KYMA kennt das Mittelmeer wie das eigene Zuhause: Dr. Silvia Frey, Meeresschutzbiologin, führt drei Monate im Jahr ein Citizen-Science-Forschungsprojekt vor der Küste Süditaliens und Siziliens durch und erforscht Meerestiere.
- KYMA hat zum Leben ohne Meerestierkonsum einen Ratgeber herausgegeben, der das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet: Alles über schädliche Fangmethoden, umwelt- und tierbelastende Fischzuchten und gesunde Alternativen für die tägliche Ernährung (nur auf Deutsch erhältlich): www.kyma-sea.org/ratgeber/
- Meeresschutz ist auch Klimaschutz. KYMA unterstützt die Aufforstung von Mangrovenwäldern in Indonesien. Sie sind effiziente Kohlenstoffspeicher und wichtiges Ökosystem im Meer. Sie können mithelfen, indem Sie eine Patenschaft übernehmen. Mehr dazu unter https://kyma-sea.org/mitmachen/patenschaft/
Damit wir auch Ihr Lieblingsrevier schützen können und Sie weiterhin unvergessliche Erlebnisse auf dem Wasser haben, sind wir auf Ihre Unterstützung und Ihre Spenden angewiesen.
KYMA sea conservation & research
Tannenweg 7, CH-8408 Winterthur
Switzerland
E-mail: info@kyma-sea.org


